Zugversuch im Bürgerpark | Wunstorfer-Stadtanzeiger

Zugversuch im Bürgerpark

Beim Anziehen der Seile: Mitarbeiter des Baubetriebshofes. (Foto: tau)
Beim Anziehen der Seile: Mitarbeiter des Baubetriebshofes. (Foto: tau)
Beim Anziehen der Seile: Mitarbeiter des Baubetriebshofes. (Foto: tau)
Beim Anziehen der Seile: Mitarbeiter des Baubetriebshofes. (Foto: tau)
Beim Anziehen der Seile: Mitarbeiter des Baubetriebshofes. (Foto: tau)

Wenn es um ortsbildprägende Bäume im Stadtgebiet geht, kochen die Emotionen schnell hoch, vor allem dann, wenn sie weichen müssen, weil ihnen Krankheiten zu schaffen machen oder für ein Bauvorhaben Platz gemacht werden muss. Zuletzt geriet die Stadt immer häufiger in die Kritik, weil zum Teil auch mehrere größere Bäume gefällt werden mussten. Dass das nicht leichtfertig geschieht und Entscheidungen erst nach genauen Kontrollen getroffen werden, darauf wird immer wieder hingewiesen. Bei einer ortsbildprägenden Buche im Bürgerpark ist die Verwaltung jetzt noch einen Schritt weitergegangen und hat einen Experten mit einem Zugversuch beauftragt. Ziel dieser Aktion kurz vor Ostern war es, herauszufinden, wie es um die Standsicherheit des rund 200 Jahre alten Baumes tatsächlich bestellt ist.

Bei dem Versuch ist eine Windlastanalyse vorgenommen worden. Dafür spannten Mitarbeiter des Baubetriebshofes Stahlseile, an denen mittels Greifzuges an dem Baum in verschiedene Richtungen gezogen wurde. Zu sehen gab es dabei nicht viel. Empfindliche Sensoren nahmen Messdaten auf, die darüber Aufschluss geben, wie sich der Baum unter Sturmbedingungen tatsächlich verhalten würde. Aus einem Gutachten geht dann auch genau hervor, welche Maßnahmen ergriffen werden sollten, um beispielsweise Astbrüche oder ein Umkippen des Baumes zu verhindern. Grund für die Beauftragung des Fachmannes ist der Befund der bisherigen Untersuchungen. So ist die etwa 25 Meter hohe Blutbuche leider schon seit längerem von einem Pilz befallen. Für den Fachagrarwirt für Baumpflege & Baumsanierung Roman-Siegfried Rathai ist das ein gewohntes Bild bei Bäumen in diesem Alter. Buchen sind zudem empfindliche Bäume. Bei anhaltender Trockenheit werden sie anfällig für Pilze. Allerdings ist das dann immer noch ein funktionierender Lebensraum für viele Tiere, weshalb man solche Bäume auch unbedingt erhalten sollte, so der Experte.

Das Habitat erhalten, gehe vor Neuanpflanzungen, so die Formel. Allerdings dürfe die Verkehrssicherheit dabei nicht außer Acht gelassen werden, immerhin steht der Baum im Bürgerpark an einem Weg in der Nähe des Außengeländes der Stadtschule. Die Stadt hat daher eine Reihe von Untersuchungen vorgenommen, auch engmaschig, da bekannt ist, dass der Pilz das Holz angreift und zersetzt. Unter anderem hat bereits eine Schalltomografie stattgefunden. Diese Methode liefert allerdings keine Daten zur Standsicherheit. Diese könne nur ein Zugversuch erbringen. Damit ist dann auch alles ausgereizt, was geht, so Lars Lockemann vom Baubetriebshof. Grundsätzlich mache der Baum im Bürgerpark einen vitalen Eindruck und die ersten Daten des Zugversuches stimmten auch den Experten Rathai optimistisch.

Das Gutachten liegt allerdings noch nicht vor. Als mögliche Maßnahme könnte beispielsweise das Einkürzen der Krone empfohlen werden. ”In letzter Zeit sind wir eher negativ im Zusammenhang mit dem Baumerhalt aufgefallen. Zwar wurde kein Baum ohne triftigen Grund entnommen, dennoch stehen wir öffentlich eher als Baumfrevler dar”, so Stadtsprecher Daniel Pfingsten. Mit dem Zugversuch soll der Öffentlichkeit daher gezeigt werden, welchen Aufwand die Stadt beim Baumerhalt betreibt - immerhin rund 12.000 Bäume gibt es im Stadtgebiet - und welche Prüfmethoden angewandt werden. Die jetzt erfolgte Baumkontrolle ist recht aufwendig und auch nicht günstig. Rund 2000 Euro kostet der Einsatz des Experten.

Beim Anbringen der Seile: Mitarbeiter des Baubetriebshofes. (Foto: tau)
Beim Anbringen der Sensoren: Fachagrarwirt für Baumpflege & Baumsanierung Roman-Siegfried Rathai. (Foto: tau)
Beim Anbringen der Sensoren: Fachagrarwirt für Baumpflege & Baumsanierung Roman-Siegfried Rathai. (Foto: tau)
Bei der Arbeit: Fachagrarwirt für Baumpflege & Baumsanierung Roman-Siegfried Rathai. (Foto: tau)
Beim Anziehen der Seile: Mitarbeiter des Baubetriebshofes. (Foto: tau)

André Tautenhahn (tau)
André Tautenhahn (tau)

Freiberuflicher Journalist

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