Wer wissen möchte, wie es in der Stadt um 1860 und die Folgejahre zuging, der sollte eine Wanderung mit dem Nachtwächter Dieter Kohser unbedingt buchen. Kohser versteht sich aber nicht nur auf die Geschichte, sondern schweift auch in die Gegenwart der Stadt ab. Es hat sich herumgesprochen, dass eine Nachtwächterwanderung etwas Besonderes ist, darum ist sie schnell ausverkauft. Termine für Januar, Februar und März können bei Kohser direkt vereinbart werden unter unter Kohser@t-online.de oder mobil unter 0157/54350311. Der Nachtwächter macht seinen Job ehrenamtlich für die Stadt, es wird eine Gebühr von 6 Euro erhoben.
„Hört ihr Leut‘ und lasst euch sagen, die Uhr hat 18 Uhr geschlagen.“ Kohser wies seine Gäste erst einmal darauf hin, wie ein Nachtwächter erkannt wird. Natürlich muss er nüchtern sein, hat eine Laterne, ein Horn, eine Hellebarde und einen Löffel dabei. Den braucht er für das Salz, das der Nachtwächter in seinem Beutel trägt. „Das hilft gegen böse Buben“, schmunzelte Dieter. Der Weg führt in die Südstraße zum Südtor, zurück an die Südauebrücke über den Alten Markt in die Lange Straße, Nordstraße und die Wasserzucht. Immer hat der Nachtwächter auch einen lockeren Spruch auf den Lippen. In der Wasserzucht liefen in der Mitte die Fäkalien in die Aue, dadurch komme es zu unangenehmen Gerüchen. Halt gemacht wurde an der Abtei, sie war mal eine Gastwirtschaft, berichtete der Nachtwächter.
Über den Stadtgraben (den gab es 1860 tatsächlich) wurden beim Straßenbau Eichenbalken einer Brücke gefunden, die auf dem Baubetriebshof gelagert sind. Viel zu erzählen gab es über die Stiftskirche. Es wurde hineingegangen, dazu ertönte im Rahmen einer Probestunde die Orgel. Der Abschluss war wieder das Rathaus. Fazit: Der Nachtwächter ist ein Unikum und ihm zuzuhören wird nie langweilig.