Kopfschütteln bei Christoph Rüther und Michael Schaer: Die Reaktion der Stadt auf die Pressemitteilung der WGW in der vergangenen Woche hat die beiden Vorstände verwundert. Einige Angaben, die der Bürgermeister in seinem Schreiben gemacht habe, stimmen nicht, so Rüther und Schaer. So habe die Werbegemeinschaft nie angeboten, die errechneten Kosten für eine Agentur, die sich um die Organisation von Veranstaltungen künftig kümmern könnte, hälftig aufzuteilen. Überprüfen lässt sich das nicht, da diese Aussagen während einer mündlichen Unterredung zwischen dem Bürgermeister und einem Mitglied der WGW getroffen worden sein sollen.

Dauerthema Verkehrspolitik

Der Vorstand der WGW wollte überlegen, auf das Schreiben der Stadt zu reagieren. Herausgekommen ist nun eine weitere Pressemitteilung, in der noch einmal auf die prekäre Lage des Vereins hingewiesen und kritisiert wird, dass sowohl der Bürgermeister wie auch Teile der Politik wenig Verständnis für die Situation der WGW aufbringen würden. ”Wir können das nur zur Kenntnis nehmen. Das ändert jedoch nichts daran, dass es so für die WGW nicht weitergehen kann.”
Die WGW wolle sich auch weiterhin für eine zukunftsfähige Innenstadt voller Handel und Kultur einsetzen. Sie könne dies jedoch nur aus einer Position eigener wirtschaftlicher Stärke heraus leisten, heißt es. Und dann der Kernvorwurf, der schon längere Zeit besteht: ”Die Stadt schwächt durch ihre Verkehrspolitik aktuell den Handel. Finanzielle Unterstützungen, um dies zu kompensieren möchte die Stadt nicht leisten.” Das ist eine Aussage, die gerade während der umsatzstärksten Zeit des Jahres aufhorchen lässt.
Mit Verkehrspolitik ist die Erreichbarkeit der Innenstadt gemeint. Kunden würden sich aus Sicht der Kaufleute eine bessere Parkplatzsituation wünschen. Über eine neue Untersuchung dazu, die die Werbegemeinschaft in Auftrag gegeben hatte, sollte im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung Näheres berichtet werden. Wegen einer Erkrankung des Referenten musste diese aber ausfallen. Sie soll auf jeden Fall nachgeholt werden, sagen Rüther und Schaer. Einen Ersatztermin gibt es allerdings noch nicht.

Zwischen den Zeilen

Unabhängig davon lobt die WGW die Zusammenarbeit mit dem Baubetriebshof. Auf dessen Leistungen bei Veranstaltungen der WGW hatte der Bürgermeister auch mit Zahlen hingewiesen. Das seien Aufwendungen, die den Kaufleuten nicht in Rechnung gestellt würden. ”Wir danken der Stadtverwaltung für die Bereitstellung von Dienstleistungen des Baubetriebshofs zum Beispiel beim Einlagern der Buden des Weihnachtsmarktes. Auch die Zusammenarbeit mit den einzelnen Fachbereichen der Verwaltung empfinden wir als sehr positiv. Wir möchten uns dafür herzlich bedanken”, heißt es in der Antwort der WGW.
Es bestünden gute Kontakte zum Baubetriebshof, dem Fachdienst Sport und Kultur, dem Fachdienst Sicherheit und Ordnung sowie zum Fachdienst Straßenverkehr. Diese Kooperation haben sich über Jahrzehnte bewährt. Sie gründen auf einer vertrauensvollen und einvernehmlichen Zusammenarbeit. Das Problem sitzt also an der Spitze des Rathauses. So jedenfalls lassen sich die Zeilen der WGW auch interpretieren. Aus dem Bürgermeisterbüro war letzte Woche die klare Ansage zu hören, dass die WGW ihre internen Probleme selbst lösen müsse. Die WGW wiederum schreibt, dass niemand bereit sei, unter den derzeitigen Rahmenbedingungen die Nachfolge des jetzigen Vorstands anzutreten. Der sehr hohe Zeitaufwand für die ehrenamtliche Tätigkeit gehe zu Lasten der eigenen geschäftlichen Tätigkeit und nicht zuletzt zu Lasten der eigenen Familien, heißt es.

Spekulationen helfen nicht

Wie geht es also weiter? Und was passiert, wenn sich die Werbegemeinschaft auflöst? Der Stadtanzeiger hat bei der Verwaltung nachgefragt: ”Wir gehen davon aus, dass der amtierende Vorstand bei einem eigenen Rückzug für eine Nachfolge und einen geordneten Übergang sorgt. Das liegt in seiner Verantwortung. An Spekulationen möchten wir uns nicht beteiligen. Diese helfen in der Sache nicht weiter”, sagt Sprecher Alexander Stockum. Beide Seiten verfolgen dasselbe Ziel: eine lebendige und attraktive Innenstadt. Bei den Instrumenten gebe es auch nach dem eigenen Bekunden des Vorstandes der WGW eine große Übereinstimmung, so Stockum. Klar sei, dass die Stadt auch weiterhin eine Politik der ausgestreckten Hand verfolge. Das Angebot gelte für den alten, wie auch für den neuen Vorstand. ”Wir haben viel Geld in die Unterstützung der WGW gesteckt, sie durch eine speziell dafür zuständige City- und Programmmanagerin unterstützt und viel in die Innenstadt investiert, Beispiel: Erneuerung der Technik im Stadttheater, neues Stadtmobiliar, Umgestaltung des Bürgerparks. Wir haben das auch weiter vor, zumal die Aufnahme in die Städtebauförderung unter Dach und Fach ist.”
Teil des Stadtentwicklungspaketes ist unter anderem die Parkplatz- und Mobilitätsfrage. Auch die zentralen Veranstaltungen werde es weiter geben, so Stockum zum Stadtanzeiger. Foto: tau